Citizen-Science Workshop zu kultiviertem Fleisch
Interessierte Bürger*innen diskturieren in spannendem Forschungsformat zur Zukunft
der Ernähung
Der Workshop
Im Juni fand im Rahmen der Zukunftsdiskurse ein Citizen-Science-Workshop statt, der sich mit der Zukunft unserer Ernährung und besonders mit kultiviertem Fleisch beschäftigte. Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit, in zwei Gruppen Zukunftsszenarien zu entwickeln und dabei insbesondere Sorgen und Ängste zu thematisieren, die in den vorangegangenen Fokusgruppendiskussionen identifiziert worden waren. Die Teilnehmenden diskutierten transparente Produktionsprozesse, strenge Regulierungen und umfassende Aufklärungskampagnen, um das Vertrauen der Verbraucher*innen zu gewinnen und mögliche Bedenken zu mindern. Ziel war es, Lösungen zu finden, die den Umgang mit kultiviertem Fleisch nachhaltig und ethisch vertretbar gestalten.
Warum Citizen Science?
Citizen Science, oder Bürger*innenforschung, ist ein Format, bei dem Laien aktiv in wissenschaftliche Forschungsprojekte eingebunden werden. Es ermöglicht Bürger*innen, sich an der Datenerhebung, Analyse und Problemlösung zu beteiligen, was nicht nur die Wissenschaft bereichert, sondern auch das Verständnis und die Akzeptanz wissenschaftlicher Themen in der Gesellschaft fördert. Somit trägt es dazu bei, Wissenschaft demokratischer und zugänglicher zu gestalten.
Der Workshop zu kultiviertem Fleisch zeigte eindrucksvoll, wie Citizen Science funktioniert. Durch die aktive Beteiligung der Bürger*innen konnten wertvolle Einblicke und kreative Lösungen erarbeitet werden, die eine nachhaltige und ethisch vertretbare Zukunft der Ernährung unterstützen.
FokusGruppendiskussionen: Kultiviertes Fleisch und Die Unsicherheit von die ZukunftsTechnologie
In den vergangenen Wochen fanden in vier Städten - Osnabrück, Oldenburg, Göttingen und Hannover - im Rahmen des Projektes spannende Fokusdiskussionen statt. Mit insgesamt 28 engagierten Bürgerinnen und Bürgern wurden vielfältige Aspekte rund um die Zukunftstechnologie kultiviertes Fleisch diskutiert.
Ein zentrales Anliegen dieser Diskussionen war es, typische Fragen und Bedenken bezüglich kultiviertem Fleisch zu identifizieren. Dabei ging es nicht nur um sachliche Fragen, sondern auch um emotionale Aspekte und bestehende Sorgen und Ängste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese breite Palette an Perspektiven ermöglichte es uns, ein umfassendes Bild der öffentlichen Meinung zu erhalten und potenzielle Herausforderungen zu erkennen.
Besonders intensiv wurde über den unsicheren Charakter von Zukunftstechnologien debattiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten ihre unterschiedlichen Erwartungen und Bedenken hinsichtlich der Entwicklung und Anwendung dieser Technologien ein. Diese Diskussionen waren von großer Relevanz, da sie nicht nur die aktuellen Meinungen widerspiegeln, sondern auch wichtige Impulse für zukünftige Forschung und Politik liefern.
Wir sind dankbar für die rege Teilnahme und die wertvollen Beiträge aller Beteiligten.
Der Veranstaltunsgraum im RootCamp Hannover
Zukunftsdiskurse zu kultiviertem Fleisch an der Universität Vechta
– Erste wissenschaftliche Fachtagung zum Fleisch der Zukunft in Deutschland
Vom 04. bis 06. Oktober 2023 fand in Vechta die erste wissenschaftliche Tagung zu kultiviertem Fleisch in Deutschland statt. Hierfür kamen etwa 30 Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen sowie aus der Praxis zusammen. Zweieinhalb Tage wurden
Status quo der in-vitro Erzeugung von Fleisch sowie bestehende Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert. Eingeladen zu der Tagung hatte die Professur für Wirtschaft und Ethik unter der Leitung von Prof. Dr. Nick Lin-Hi. „Wir müssen Forschung bündeln und verschiedene Perspektiven zusammenbringen, um diese Zukunftstechnologie nach vorne zu bringen“, so der Strategieforscher.
Die Veranstaltung ist Teil der vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Zukunftsdiskurse, die darauf ausgerichtet sind, einen rationalen, auf Daten und Fakten basierenden gesellschaftlichen Diskurs zu befördern. Entsprechend ging es bei der Tagung auch darum, die eigenen Forschungsarbeiten möglichst allgemeinverständlich zu präsentieren und über Fächergrenzen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen. Und so diskutierten bei der Tagung Forschende aus Biologie und Biotechnologie, Ingenieurswissenschaften, Medizin, Ökonomie, Rechtswissenschaften und Psychologie Fragen und Antworten rund um das Fleisch der Zukunft.
Das Ergebnis der Tagung ist ein „Big Picture“ von kultiviertem Fleisch, bei dem technologische und soziale Aspekte zusammengetragen wurden. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass mit kultiviertem Fleisch eine Innovation an der Schwelle zum Markteintritt steht, die einen nachhaltigen Fleischkonsum denkbar werden lässt. Die in-vitro Erzeugung von Fleisch kann nicht nur den immensen ökologischen Fußabdruck der heutigen Fleischindustrie deutlich reduzieren, sondern zahlt ebenso auf die globale Ernährungssicherheit ein. Angesichts einer erwarteten Weltbevölkerung von knapp 10 Milliarden Menschen in 2050 sowie dem kontinuierlichen Wegfall von Agrarflächen aufgrund des Klimawandels braucht es neuer Ansätze für die globale Versorgung mit Proteinen. Schließlich macht die in-vitro Technologie die Herstellung von Fleisch ohne Tierleid möglich und bietet zudem Ansatzpunkte, um Fleischprodukte besser und gesünder zu machen. „Ich bin überzeugt, dass die Verschmelzung von Biotechnologie und Lebensmitteltechnologie die Zukunft der Ernährung fundamental prägen wird“, so Professor Lin-Hi, der gleichzeitig einen erheblichen Transformationsdruck auf die heimische Agrar- und Ernährungsindustrie zukommen sieht. Entsprechend fordert der renommierte Experte für kultiviertes Fleisch auch: „Wir müssen mutiger sein und brauchen viel mehr Engagement in Wirtschaft, Politik und Forschung. Nur dann kann der Standort Deutschland langfristig wettbewerbsfähig bleiben.“